Kapitel: | Kapitel IV Kulturelle Teilhabe für alle: Bildung, Wissenschaft, Kultur |
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Antragsteller*in: | Christiane Fuchs, Eva König |
Status: | Geprüft |
Verfahrensvorschlag: | Übernahme |
Eingereicht: | 12.10.2019, 14:42 |
K4-121: Kapitel IV Kulturelle Teilhabe für alle: Bildung, Wissenschaft, Kultur
Text
Von Zeile 120 bis 121:
von Universität und Hochschule für Chancengerechtigkeit und Kostenfreiheit in der Bildung einsetzen – wie beim Beispielbeispielsweise im Fall der Sprachkursgebühren.
Qualitativ hochwertige Bildung für Alle von Anfang an! Kultur, die für jede*n
zugänglich ist! Das sind schon immer unsere grünen Forderungen als Grundlage
einer aufgeklärten, mündigen und kreativen Gesellschaft. Wir wollen lebenslanges
Lernen, freie, zukunftsorientierte und ökologische Forschung sowie
anspruchsvolle und kritische Kultur. Deshalb machen wir Politik für eine
qualitative Entwicklung in Bildung, Wissenschaft und Kultur.
4.1 Erziehung & frühkindliche Bildung
Wir Grüne wollen, dass Betreuungsangebote für alle verfügbar sind. Daher setzen
wir uns für einen verstärkten, wohnortnahen Ausbau der Kita-Plätze in Regensburg
ein. Sie müssen für alle Menschen kostenlos sein.
Ein Problem beim Ausbau von Betreuungsangeboten ist insbesondere der Mangel an
qualifiziertem Personal. Erziehungsberufe verdienen mehr Anerkennung und
Wertschätzung. Neben einer Steigerung des gesellschaftlichen Ansehens wollen wir
Grüne uns vor allem dafür einsetzen, dass die Stadt Regensburg als Arbeitgeberin
und als Teil des kommunalen Arbeitgeber*innenverbundes für eine bessere
Bezahlung von Kinderpfleger*innen, Erzieher*innen und weiteren sozialen Berufen
sorgt. Freie Träger brauchen ebenfalls mehr Förderung, um Mitarbeiter*innen
angemessen bezahlen zu können.
Projekte:
Städtische Fort- und Weiterbildungen
Wir wollen weiterhin eine starke städtische Förderung von Fort- und
Weiterbildungsmaßnahmen vor allem in den Bereichen Inklusion, Integration,
Sprachförderung, demokratische Bildung und Partizipation. Erziehung soll auch
sensibel mit Rollenklischees umgehen. Für diese Maßnahmen sollen die
Erzieher*innen, Kinderpfleger*innen und weitere Mitarbeiter*innen im sozialen
Bereich bezahlt freigestellt werden.
Kinderbetreuung in den Schulferien
Wir nehmen den weiteren Ausbau der Kinderbetreuungsangebote auch in den
Schulferien in die Hand. Um eine gute Betreuung zu gewährleisten und um
gleichzeitig auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern, sollte
es ganzjährig ausreichend Angebote geben.
Inklusion und Integration in den Fokus rücken
Die Kindergärten arbeiten schon seit vielen Jahren vorbildlich inklusiv und sind
häufig erste Anlaufstelle für die Eltern, wenn es um die Teilhabe von Kindern
mit Einschränkungen in Kindergarten und Schule geht. Bisher vorhandene
Beratungsangebote im Bildungs- und Erziehungsbereich werden wir ausweiten. Das
Augenmerk soll nicht nur auf dem Inklusionsbereich liegen – Angebote für neue
Regensburger*innen wie etwa InMigraKid gehören ebenfalls dazu. Vorbild dafür
können erfolgreiche Programme wie START Stockholm sein, das seinen Fokus vor
allem auf die Beratung für Kinder und Familien mit Inklusions- und
Integrationsbedarf legt.
4.2 Schule
Als Teil der Gesellschaft lebt Schule nicht nur vom Unterrichtswissen. In der
Klasse knüpfen Kinder auch soziale Kontakte und lernen gesellschaftlichen
Umgang. Wir halten es daher für wichtig, dass die Grundschulsprengel sozial
heterogen und durchmischt sind. So sollen weder so genannte „Brennpunktschulen“
entstehen, noch Sprengel, die nur eine "Oberschicht" bedienen. Um dem
vorzubeugen, müssen wir aber weitergehend bei der Stadtplanung ansetzen und die
fortschreitende Gentrifizierung aufhalten, damit sich nicht durch höhere
Wohnungspreise und eine Steigerung der Attraktivität die Bevölkerungsstruktur in
einzelnen Stadtvierteln verändert.
Wir Grüne halten weiterhin am Ausbau und der kontinuierlichen Weiterentwicklung
von Ganztagsschulen als Baustein für Bildungsgerechtigkeit fest. Schulen, die
das Profil als Ganztagsschule wählen, sollen personell und infrastrukturell
gefördert werden. Ergänzend zu Ganztagsangeboten können Netzwerke zur
Hausaufgaben- und Nachhilfe sinnvolle Unterstützung für Schüler*innen sein, die
beim Lernen Hilfe brauchen. Daher sollten gebührenfreie, zivilgesellschaftliche
Netzwerke bzw. schulübergreifende Betreuungs- und Hilfeangebote finanziell
unterstützt und ihnen die für ihre Arbeit notwendigen Ressourcen (Räume,
Material) zur Verfügung gestellt werden.
Wir fordern einen sicheren Schulweg für alle Kinder. Dazu gehört auch die
Minimierung von Sicherheitsrisiken durch Autos, die Kinder direkt vor den
Schulgebäuden absetzen. Schulwegunfällen, aber auch dem Bewegungsmangel der
Schüler*innen, wollen wir dadurch entgegenwirken, dass wir sichere Möglichkeiten
schaffen, alternativ und auch ökologisch zur Schule zu kommen, zum Beispiel
durch sichere Radwege und an die Schul- und Betreuungszeiten angepassten
Busabfahrtszeiten. Die Stadt soll eine*n Beauftragte*n für Schulwegsicherheit
einstellen, die*der gemeinsam mit den Schulen individuelle Lösungen erarbeitet
(siehe Projekt in Kapitel 1). Wir setzen uns dafür ein, dass der öffentliche
Nahverkehr für Schüler*innen, Studierende, Auszubildende und Teilnehmer*Innen
von Freiwilligendiensten komplett kostenfrei wird.
Beim Schulbau wollen wir Grüne einen Schwerpunkt auf ökologische Bauweise ebenso
wie sinnvolle Lernumgebungen setzen: Bei neu zu errichtenden Schulgebäuden oder
Umbauten sollte daher auf eine energieautarke oder energiepositive,
barrierefreie und ökologische Bauweise geachtet werden. Zudem brauchen
Schüler*innen ausreichend Platz zum Lernen und für ihre Hausaufgaben. Ein gutes
Raumklima und bedarfsgerechte Gestaltung der Gebäude tragen zu einem besseren
Lernen und Leben unserer Schüler*innen und der Lehrkräfte bei.
Projekte:
Ausbau von Hortplätzen
Betreuungsangebote müssen ganzjährig, auch für Nicht-Hortkinder, verfügbar sein.
Zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie werden wir die Hortplätze massiv
ausbauen. Hier darf es keine großen Unterschiede zwischen einzelnen Stadtteilen
geben.
Förderung der Städtischen Sing- und Musikschule
Musische Erziehung ist für uns ein wichtiger Bestandteil unserer
Bildungspolitik. Wir werden hierfür in Regensburg bestehende Angebote der
Städtischen Sing- und Musikschule sowie der Grundschulen stärken sowie deren
Kapazitäten deutlich ausbauen. Zudem setzen wir uns für eine vollständige
Abschaffung der Gebührenordnung ein. Nur so kann eine Teilhabe für alle Kinder
und Jugendlichen unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten ihrer Eltern
ermöglicht werden.
Politische Bildung als Stadt stärken
Die politische Bildung in den Schulen werden wir stärken. Wir wollen verstärkt
regionale Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten und – soweit der Stadt
möglich – Lehrer*innen dafür freistellen. Wir wollen ein Kursangebot zur
Sensibilisierung der Lehrkräfte für Minderheiten und stereotypisierte Gruppen in
der Gesellschaft schaffen. Auch die Themen Antirassismus und eine
Sexualpädagogik der Vielfalt müssen im Unterricht stärker behandelt werden.
Qualifizierte Systembetreuer*innen
Die Digitalisierung der Klassenzimmer braucht qualifizierte IT-
Systembetreuer*innen, die entweder für diese Tätigkeiten ausreichend
Anrechnungsstunden sowie Weiterbildungsmöglichkeiten erhalten oder es müssen
externe Expert*innen mit diesen Aufgaben betraut werden. Eigentlich muss das
Aufgabe des Freistaats sein. Die Stadt Regensburg soll hier aber übergangsweise
einspringen, bis die Staatsregierung ihre Verantwortung wahrnimmt.
4.3 Wissenschaft & Hochschule
Hochschule und Universität können nicht losgelöst von der Stadt betrachtet
werden. Eine enge Zusammenarbeit von Hochschulen und Stadt und ein
Wissenstransfer in die Gesellschaft hinein sind für uns überaus wichtig. Wir
wollen explizit fördern, dass der wissenschaftliche Diskurs auch in die
Stadtgesellschaft hineingetragen wird.
Denn Wissenschaft hat immer eine gesellschaftliche Verantwortung. Wir
unterstützen daher auch Bestrebungen zur Einführung von Transparenz- und
Zivilklauseln an den Regensburger Hochschulen.
Aus dieser gesellschaftlichen Verantwortung heraus muss Bildung für uns Grüne
chancengerecht sein. Daher sprechen wir uns auch gegen Studien- und
Bildungsgebühren aus. Auch wenn die Stadt keine direkten Einflussmöglichkeiten
hat, sollten sich städtische Vertreter*innen im Gespräch mit und in den Gremien
von Universität und Hochschule für Chancengerechtigkeit und Kostenfreiheit in
der Bildung einsetzen – wie beim Beispielbeispielsweise im Fall der Sprachkursgebühren.
Die heute über 30.000 Studierenden haben unsere Stadt in den vergangenen
Jahrzehnten massiv geprägt und auch lebendig gemacht. Wir brauchen nicht nur
eine wissenschaftsfreundliche, sondern insbesondere auch eine
studierendenfreundliche Politik. Dazu gehört gerade auch die Wohnraumpolitik.
Zwar sehen wir zur Schaffung studentischen Wohnraums primär den Freistaat über
das Studierendenwerk in der Pflicht. Doch auch die Stadt Regensburg muss ihre
Wohnungspolitik weiter auf günstigen Wohnraum hin ausrichten. Unsere Forderungen
dazu auf S. xx.
Das Regensburger Semesterticket ist sowohl aus sozialen als auch aus
ökologischen Gründen eine große Errungenschaft. Wir setzen uns dafür ein, dass
das Semesterticket als bezahlbares Solidarmodell beibehalten wird und zukünftig
kostenlos angeboten werden kann. Dieses Modell wollen wir perspektivisch für
Schüler*innen und Azubis öffnen.
Projekte:
Innovation in der Forschung fördern
Wir werden gemeinsam mit den Regensburger Hochschulen die Innovationsfähigkeit
der Stadt ausbauen. Durch Forschung und Entwicklung beispielsweise im Bereich
der Umwelttechnologien kann die Region langfristig ihre Abhängigkeit von der
Automobilindustrie abbauen. Aber auch sozial- und geisteswissenschaftliche
Forschung und Innovation sollen weiter gefördert werden, etwa im Rahmen eines
neuen Forschungsverbundes. Dafür gibt es in Regensburg noch viel Potential.
Ticketlose Beförderung
Wir werden die ticketlose Beförderung von Studis, Schüler*innen, Azubis und
Teilnehmer*Innen an Freiwilligendiensten einführen. Damit können junge Menschen
in Regensburg bequem und umweltfreundlich vorwärts kommen. Dadurch unterstützen
wir die Mobilität von Menschen, die ausbildungsbedingt meist über wenig Geld
verfügen, und leisten einen nachhaltigen Beitrag zur noch größeren Akzeptanz
umweltfreundlicher Fortbewegung in unserer Stadt.
Verkehrsinfrastruktur verbessern
Die Verkehrsanbindung der Hochschulen und der Wohnheime muss auch auf
infrastruktureller Ebene verbessert werden. An Randzeiten nach 20 Uhr und am
Wochenende sowie in der vorlesungsfreien Zeit braucht es gute Verbindungen. Auch
Radwege werden wir hier weiter verbessern.
4.4 Kultur
Wir Grüne wollen eine Stadt, die allen Kunst- und Kulturformen offensteht. Dazu
zählt für uns neben dem Theater mit seinen qualitativ hochwertigen Angeboten vor
allem auch der Bereich der jungen, alternativen Kultur, für die wir mehr
öffentlichen Raum schaffen wollen. Raum auch im tatsächlichen Sinne: Räume, in
denen sich Kunst frei entfalten kann und in denen eine kulturelle Aneignung der
eigenen Umwelt möglich ist. Auch kulturelle und künstlerische Zwischennutzung
von Leerständen werden wir als Grüne weiter unterstützen.
Räume sind auch zur Vorbereitung künstlerischer oder musikalischer Auftritte und
Ausstellungen notwendig. Wir setzen uns daher für die Realisierung eines
Kreativareals ein, in dem auch mehr Proberäume für junge Musiker*innen, Ateliers
oder Werkstätten ihren Platz finden sollen. In letzteren könnten aufwendige und
platzintensive Arbeiten wie im Siebdruck oder an einem Brennofen angesiedelt
werden. Die Nutzung von Räumen und Ausstattung wird für alle bezahlbar sein.
Gleichzeitig soll das Kreativquartier nicht nur dem Schaffen von Kunst dienen,
sondern auch der Vermittlung künstlerischer Techniken an alle interessierten
Menschen aus der Stadtgesellschaft. Dazu sollte ein kunstpädagogisches Konzept
mit erarbeitet werden.
Wir werden zudem mehr dauerhafte Auftritts- und Ausstellungsmöglichkeiten für
junge Künstler*innen und Musiker*innen sowie für den Amateur- und
semiprofessionellen Bereich schaffen. Dazu brauchen wir nicht nur Konzerthallen,
sondern auch noch mehr kleine Auftrittsmöglichkeiten für junge Bands und offene
Ausstellungsräume für Künstler*innen.
Projekte:
Förderprogramm für Nachwuchskünstler*innen
Wir werden ein Förderprogramm explizit für Nachwuchskünstler*innen auflegen und
einen alternativen Kulturpreis der Stadt Regensburg schaffen, der den
existierenden Kulturpreis und den Kulturförderpreis der Stadt inhaltlich
ergänzen soll.
Kulturpass:
Wir werden einen „Kulturpass“ für junge Menschen einführen, der die
Zugangsschranken zu Kulturangeboten und kultureller Bildung abbaut. Als eine Art
Gutscheinheft könnte der Kulturpass etwa einen kostenlosen Besuch im
Stadttheater sowie weitere Vergünstigungen in Kultureinrichtungen der Stadt
Regensburg oder auf dem Gebiet der Stadt beinhalten. Schüler*innen,
Auszubildende, Studierende und Rentner*innen sollten den Kulturpass kostenlos
erhalten. Auch den bereits existierenden Stadtpass für Menschen mit niedrigem
Einkommen möchten wir auf mehr kulturelle Angebote ausweiten.
Museumspreise:
Um mehr Menschen in Regensburg einen Museumsbesuch zu ermöglichen und um die
städtischen Sammlungen auch für die Stadtgesellschaft weiter zu öffnen, möchten
wir den Eintritt in die Museen der Stadt künftig kostenlos ermöglichen. Das
Folkwang-Museum der Stadt Essen konnte seine Besucher*innenzahlen so deutlich
erhöhen.
Friedliches Miteinander im Nachtleben
Seit Jahrzehnten ist das Nachtleben in der Altstadt geprägt von einem
Zusammenleben von Bewohner*innen, Feiernden und der Gastronomie. Die Stelle
einer*s „Nachbürgermeister*in“, wie sie einige Kommunen bereits erfolgreich
etabliert haben, soll als Ansprechpartner für alle diese Gruppen dienen. Sie
soll Lösungen erarbeiten, die sowohl das berechtigte Ruheinteresse von
Anwohner*innen wahren als auch eine Verdrängung von Feierkultur in der Stadt
verhindern. Wir packen den weiteren Ausbau eines sinnvollen Lärmschutzkonzeptes
an, mit dem an vielen Stellen bereits begonnen wurde – wie mit der Kampagne
„fair feiern“. Im Gegenzug setzen wir uns für die Abschaffung der bisherigen
Sperrzeitenregelung ein. Sie ist bezüglich des Lärmschutzes kontraproduktiv und
führt dazu, dass nachts zur immergleichen Uhrzeit mehrere hundert Menschen
geballt in den engen und lauten Straßen und Gassen der Altstadt unterwegs sind.
4.5 Gedenkkultur
Neben seiner mittelalterlichen Bausubstanz und seiner in die Römerzeit
zurückweisenden Geschichte als bedeutendes Zentrum an der Donau ist auch die
jüngere Vergangenheit nicht spurlos an Regensburg vorübergegangen. Eine
verantwortungsbewusste Geschichtspolitik und Gedenkkultur muss versuchen, die
gesamte Geschichte der Stadt aufzuarbeiten, Ergebnisse daraus breit zu
präsentieren und notwendige Schlüsse zu ziehen.
Wir möchten daher den Empfehlungen des wissenschaftlichen Gedenkkonzeptes für
die Stadt folgen. Die Stadt Regensburg sollte in Zusammenarbeit mit dem Institut
für Geschichte der Universität Regensburg, mit dem Stadtarchiv und weiteren
relevanten Akteur*innen ein Forschungsprogramm zur Aufarbeitung der NS-Zeit in
Regensburg auflegen und hierbei auch die Rolle der Bürger*innen bei der
Enteignung der jüdischen Bevölkerung thematisieren. Wir wünschen uns auch eine
Aufarbeitung der Rolle der Firma Messerschmitt in Regensburg und heute noch
vorhandener Relikte daraus. Die Forschung und die gedenkpolitische Arbeit sollte
neben dem jüdischen Leben und politisch Verfolgten in Regensburg auch weitere
Opfergruppen wie zum Beispiel Sinti und Roma, Homo- und Bisexuelle oder Zeugen
Jehovas stärker in den Fokus nehmen.
Öffentliche Widmungen von Straßen, Plätzen, Gebäuden oder anderen Einrichtungen
sind eine Ehrenbekundung der Stadt und der Stadtgesellschaft gegenüber
verdienten Persönlichkeiten. NS-Verbrecher*innen und Kolonialverbrecher*innen
sowie anderen ähnlich belasteten Personen sollte eine solche Ehre nicht weiter
zu Teil werden.
Projekte:
Benutzer*innenfreundlichere Museen
Für öffentlich zugängliche Informationen über aktuelle Forschungsstände sind vor
allem die Museen zuständig. Wir setzen uns dafür ein, dass die Barrierefreiheit
in städtischen Museen weiter ausgebaut wird. Das Document Neupfarrplatz soll
besucher*innenfreundlichere und regelmäßigere Öffnungszeiten sowie ein neues
museales Konzept erhalten.
Ausbau des Historischen Museums
Das Historische Museum der Stadt Regensburg werden wir im Rahmen seiner
Neukonzeption deutlich ausbauen. Neben einer eigenen Abteilung zur NS-Zeit in
Regensburg, einer Art städtischem NS-Dokuzentrum, möchten wir auch eine eigene
Abteilung für die traditionsreiche deutsch-jüdische Geschichte Regensburgs
einrichten. Dabei soll der Fokus nicht lediglich auf der NS-Zeit, sondern auf
der mindestens tausend Jahre zurückreichenden Geschichte des Judentums in
Regensburg und seiner, auch heute noch existierenden, Sichtbarkeit in der
Stadtgesellschaft liegen.
Historische Schauplätze kennzeichnen
Historisch belastete Orte, nicht nur aus der NS-Zeit, sollten vor Ort kenntlich
gemacht und aufgearbeitet werden. Wir denken hier beispielsweise an die
ehemalige Gestapo-Zentrale am Minoritenweg. Die Kennzeichnung soll öffentlich
einsehbar, qualitativ hochwertig und möglichst barrierearm sein. Sie richtet
sich nicht nur an Tourist*innen, sondern auch an Bewohner*innen, die oftmals ein
großes Interesse daran haben, etwas über die Geschichte ihrer Stadt oder ihrer
Nachbarschaft zu erfahren.
Von Zeile 120 bis 121:
von Universität und Hochschule für Chancengerechtigkeit und Kostenfreiheit in der Bildung einsetzen – wie beim Beispielbeispielsweise im Fall der Sprachkursgebühren.
Qualitativ hochwertige Bildung für Alle von Anfang an! Kultur, die für jede*n
zugänglich ist! Das sind schon immer unsere grünen Forderungen als Grundlage
einer aufgeklärten, mündigen und kreativen Gesellschaft. Wir wollen lebenslanges
Lernen, freie, zukunftsorientierte und ökologische Forschung sowie
anspruchsvolle und kritische Kultur. Deshalb machen wir Politik für eine
qualitative Entwicklung in Bildung, Wissenschaft und Kultur.
4.1 Erziehung & frühkindliche Bildung
Wir Grüne wollen, dass Betreuungsangebote für alle verfügbar sind. Daher setzen
wir uns für einen verstärkten, wohnortnahen Ausbau der Kita-Plätze in Regensburg
ein. Sie müssen für alle Menschen kostenlos sein.
Ein Problem beim Ausbau von Betreuungsangeboten ist insbesondere der Mangel an
qualifiziertem Personal. Erziehungsberufe verdienen mehr Anerkennung und
Wertschätzung. Neben einer Steigerung des gesellschaftlichen Ansehens wollen wir
Grüne uns vor allem dafür einsetzen, dass die Stadt Regensburg als Arbeitgeberin
und als Teil des kommunalen Arbeitgeber*innenverbundes für eine bessere
Bezahlung von Kinderpfleger*innen, Erzieher*innen und weiteren sozialen Berufen
sorgt. Freie Träger brauchen ebenfalls mehr Förderung, um Mitarbeiter*innen
angemessen bezahlen zu können.
Projekte:
Städtische Fort- und Weiterbildungen
Wir wollen weiterhin eine starke städtische Förderung von Fort- und
Weiterbildungsmaßnahmen vor allem in den Bereichen Inklusion, Integration,
Sprachförderung, demokratische Bildung und Partizipation. Erziehung soll auch
sensibel mit Rollenklischees umgehen. Für diese Maßnahmen sollen die
Erzieher*innen, Kinderpfleger*innen und weitere Mitarbeiter*innen im sozialen
Bereich bezahlt freigestellt werden.
Kinderbetreuung in den Schulferien
Wir nehmen den weiteren Ausbau der Kinderbetreuungsangebote auch in den
Schulferien in die Hand. Um eine gute Betreuung zu gewährleisten und um
gleichzeitig auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern, sollte
es ganzjährig ausreichend Angebote geben.
Inklusion und Integration in den Fokus rücken
Die Kindergärten arbeiten schon seit vielen Jahren vorbildlich inklusiv und sind
häufig erste Anlaufstelle für die Eltern, wenn es um die Teilhabe von Kindern
mit Einschränkungen in Kindergarten und Schule geht. Bisher vorhandene
Beratungsangebote im Bildungs- und Erziehungsbereich werden wir ausweiten. Das
Augenmerk soll nicht nur auf dem Inklusionsbereich liegen – Angebote für neue
Regensburger*innen wie etwa InMigraKid gehören ebenfalls dazu. Vorbild dafür
können erfolgreiche Programme wie START Stockholm sein, das seinen Fokus vor
allem auf die Beratung für Kinder und Familien mit Inklusions- und
Integrationsbedarf legt.
4.2 Schule
Als Teil der Gesellschaft lebt Schule nicht nur vom Unterrichtswissen. In der
Klasse knüpfen Kinder auch soziale Kontakte und lernen gesellschaftlichen
Umgang. Wir halten es daher für wichtig, dass die Grundschulsprengel sozial
heterogen und durchmischt sind. So sollen weder so genannte „Brennpunktschulen“
entstehen, noch Sprengel, die nur eine "Oberschicht" bedienen. Um dem
vorzubeugen, müssen wir aber weitergehend bei der Stadtplanung ansetzen und die
fortschreitende Gentrifizierung aufhalten, damit sich nicht durch höhere
Wohnungspreise und eine Steigerung der Attraktivität die Bevölkerungsstruktur in
einzelnen Stadtvierteln verändert.
Wir Grüne halten weiterhin am Ausbau und der kontinuierlichen Weiterentwicklung
von Ganztagsschulen als Baustein für Bildungsgerechtigkeit fest. Schulen, die
das Profil als Ganztagsschule wählen, sollen personell und infrastrukturell
gefördert werden. Ergänzend zu Ganztagsangeboten können Netzwerke zur
Hausaufgaben- und Nachhilfe sinnvolle Unterstützung für Schüler*innen sein, die
beim Lernen Hilfe brauchen. Daher sollten gebührenfreie, zivilgesellschaftliche
Netzwerke bzw. schulübergreifende Betreuungs- und Hilfeangebote finanziell
unterstützt und ihnen die für ihre Arbeit notwendigen Ressourcen (Räume,
Material) zur Verfügung gestellt werden.
Wir fordern einen sicheren Schulweg für alle Kinder. Dazu gehört auch die
Minimierung von Sicherheitsrisiken durch Autos, die Kinder direkt vor den
Schulgebäuden absetzen. Schulwegunfällen, aber auch dem Bewegungsmangel der
Schüler*innen, wollen wir dadurch entgegenwirken, dass wir sichere Möglichkeiten
schaffen, alternativ und auch ökologisch zur Schule zu kommen, zum Beispiel
durch sichere Radwege und an die Schul- und Betreuungszeiten angepassten
Busabfahrtszeiten. Die Stadt soll eine*n Beauftragte*n für Schulwegsicherheit
einstellen, die*der gemeinsam mit den Schulen individuelle Lösungen erarbeitet
(siehe Projekt in Kapitel 1). Wir setzen uns dafür ein, dass der öffentliche
Nahverkehr für Schüler*innen, Studierende, Auszubildende und Teilnehmer*Innen
von Freiwilligendiensten komplett kostenfrei wird.
Beim Schulbau wollen wir Grüne einen Schwerpunkt auf ökologische Bauweise ebenso
wie sinnvolle Lernumgebungen setzen: Bei neu zu errichtenden Schulgebäuden oder
Umbauten sollte daher auf eine energieautarke oder energiepositive,
barrierefreie und ökologische Bauweise geachtet werden. Zudem brauchen
Schüler*innen ausreichend Platz zum Lernen und für ihre Hausaufgaben. Ein gutes
Raumklima und bedarfsgerechte Gestaltung der Gebäude tragen zu einem besseren
Lernen und Leben unserer Schüler*innen und der Lehrkräfte bei.
Projekte:
Ausbau von Hortplätzen
Betreuungsangebote müssen ganzjährig, auch für Nicht-Hortkinder, verfügbar sein.
Zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie werden wir die Hortplätze massiv
ausbauen. Hier darf es keine großen Unterschiede zwischen einzelnen Stadtteilen
geben.
Förderung der Städtischen Sing- und Musikschule
Musische Erziehung ist für uns ein wichtiger Bestandteil unserer
Bildungspolitik. Wir werden hierfür in Regensburg bestehende Angebote der
Städtischen Sing- und Musikschule sowie der Grundschulen stärken sowie deren
Kapazitäten deutlich ausbauen. Zudem setzen wir uns für eine vollständige
Abschaffung der Gebührenordnung ein. Nur so kann eine Teilhabe für alle Kinder
und Jugendlichen unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten ihrer Eltern
ermöglicht werden.
Politische Bildung als Stadt stärken
Die politische Bildung in den Schulen werden wir stärken. Wir wollen verstärkt
regionale Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten und – soweit der Stadt
möglich – Lehrer*innen dafür freistellen. Wir wollen ein Kursangebot zur
Sensibilisierung der Lehrkräfte für Minderheiten und stereotypisierte Gruppen in
der Gesellschaft schaffen. Auch die Themen Antirassismus und eine
Sexualpädagogik der Vielfalt müssen im Unterricht stärker behandelt werden.
Qualifizierte Systembetreuer*innen
Die Digitalisierung der Klassenzimmer braucht qualifizierte IT-
Systembetreuer*innen, die entweder für diese Tätigkeiten ausreichend
Anrechnungsstunden sowie Weiterbildungsmöglichkeiten erhalten oder es müssen
externe Expert*innen mit diesen Aufgaben betraut werden. Eigentlich muss das
Aufgabe des Freistaats sein. Die Stadt Regensburg soll hier aber übergangsweise
einspringen, bis die Staatsregierung ihre Verantwortung wahrnimmt.
4.3 Wissenschaft & Hochschule
Hochschule und Universität können nicht losgelöst von der Stadt betrachtet
werden. Eine enge Zusammenarbeit von Hochschulen und Stadt und ein
Wissenstransfer in die Gesellschaft hinein sind für uns überaus wichtig. Wir
wollen explizit fördern, dass der wissenschaftliche Diskurs auch in die
Stadtgesellschaft hineingetragen wird.
Denn Wissenschaft hat immer eine gesellschaftliche Verantwortung. Wir
unterstützen daher auch Bestrebungen zur Einführung von Transparenz- und
Zivilklauseln an den Regensburger Hochschulen.
Aus dieser gesellschaftlichen Verantwortung heraus muss Bildung für uns Grüne
chancengerecht sein. Daher sprechen wir uns auch gegen Studien- und
Bildungsgebühren aus. Auch wenn die Stadt keine direkten Einflussmöglichkeiten
hat, sollten sich städtische Vertreter*innen im Gespräch mit und in den Gremien
von Universität und Hochschule für Chancengerechtigkeit und Kostenfreiheit in
der Bildung einsetzen – wie beim Beispielbeispielsweise im Fall der Sprachkursgebühren.
Die heute über 30.000 Studierenden haben unsere Stadt in den vergangenen
Jahrzehnten massiv geprägt und auch lebendig gemacht. Wir brauchen nicht nur
eine wissenschaftsfreundliche, sondern insbesondere auch eine
studierendenfreundliche Politik. Dazu gehört gerade auch die Wohnraumpolitik.
Zwar sehen wir zur Schaffung studentischen Wohnraums primär den Freistaat über
das Studierendenwerk in der Pflicht. Doch auch die Stadt Regensburg muss ihre
Wohnungspolitik weiter auf günstigen Wohnraum hin ausrichten. Unsere Forderungen
dazu auf S. xx.
Das Regensburger Semesterticket ist sowohl aus sozialen als auch aus
ökologischen Gründen eine große Errungenschaft. Wir setzen uns dafür ein, dass
das Semesterticket als bezahlbares Solidarmodell beibehalten wird und zukünftig
kostenlos angeboten werden kann. Dieses Modell wollen wir perspektivisch für
Schüler*innen und Azubis öffnen.
Projekte:
Innovation in der Forschung fördern
Wir werden gemeinsam mit den Regensburger Hochschulen die Innovationsfähigkeit
der Stadt ausbauen. Durch Forschung und Entwicklung beispielsweise im Bereich
der Umwelttechnologien kann die Region langfristig ihre Abhängigkeit von der
Automobilindustrie abbauen. Aber auch sozial- und geisteswissenschaftliche
Forschung und Innovation sollen weiter gefördert werden, etwa im Rahmen eines
neuen Forschungsverbundes. Dafür gibt es in Regensburg noch viel Potential.
Ticketlose Beförderung
Wir werden die ticketlose Beförderung von Studis, Schüler*innen, Azubis und
Teilnehmer*Innen an Freiwilligendiensten einführen. Damit können junge Menschen
in Regensburg bequem und umweltfreundlich vorwärts kommen. Dadurch unterstützen
wir die Mobilität von Menschen, die ausbildungsbedingt meist über wenig Geld
verfügen, und leisten einen nachhaltigen Beitrag zur noch größeren Akzeptanz
umweltfreundlicher Fortbewegung in unserer Stadt.
Verkehrsinfrastruktur verbessern
Die Verkehrsanbindung der Hochschulen und der Wohnheime muss auch auf
infrastruktureller Ebene verbessert werden. An Randzeiten nach 20 Uhr und am
Wochenende sowie in der vorlesungsfreien Zeit braucht es gute Verbindungen. Auch
Radwege werden wir hier weiter verbessern.
4.4 Kultur
Wir Grüne wollen eine Stadt, die allen Kunst- und Kulturformen offensteht. Dazu
zählt für uns neben dem Theater mit seinen qualitativ hochwertigen Angeboten vor
allem auch der Bereich der jungen, alternativen Kultur, für die wir mehr
öffentlichen Raum schaffen wollen. Raum auch im tatsächlichen Sinne: Räume, in
denen sich Kunst frei entfalten kann und in denen eine kulturelle Aneignung der
eigenen Umwelt möglich ist. Auch kulturelle und künstlerische Zwischennutzung
von Leerständen werden wir als Grüne weiter unterstützen.
Räume sind auch zur Vorbereitung künstlerischer oder musikalischer Auftritte und
Ausstellungen notwendig. Wir setzen uns daher für die Realisierung eines
Kreativareals ein, in dem auch mehr Proberäume für junge Musiker*innen, Ateliers
oder Werkstätten ihren Platz finden sollen. In letzteren könnten aufwendige und
platzintensive Arbeiten wie im Siebdruck oder an einem Brennofen angesiedelt
werden. Die Nutzung von Räumen und Ausstattung wird für alle bezahlbar sein.
Gleichzeitig soll das Kreativquartier nicht nur dem Schaffen von Kunst dienen,
sondern auch der Vermittlung künstlerischer Techniken an alle interessierten
Menschen aus der Stadtgesellschaft. Dazu sollte ein kunstpädagogisches Konzept
mit erarbeitet werden.
Wir werden zudem mehr dauerhafte Auftritts- und Ausstellungsmöglichkeiten für
junge Künstler*innen und Musiker*innen sowie für den Amateur- und
semiprofessionellen Bereich schaffen. Dazu brauchen wir nicht nur Konzerthallen,
sondern auch noch mehr kleine Auftrittsmöglichkeiten für junge Bands und offene
Ausstellungsräume für Künstler*innen.
Projekte:
Förderprogramm für Nachwuchskünstler*innen
Wir werden ein Förderprogramm explizit für Nachwuchskünstler*innen auflegen und
einen alternativen Kulturpreis der Stadt Regensburg schaffen, der den
existierenden Kulturpreis und den Kulturförderpreis der Stadt inhaltlich
ergänzen soll.
Kulturpass:
Wir werden einen „Kulturpass“ für junge Menschen einführen, der die
Zugangsschranken zu Kulturangeboten und kultureller Bildung abbaut. Als eine Art
Gutscheinheft könnte der Kulturpass etwa einen kostenlosen Besuch im
Stadttheater sowie weitere Vergünstigungen in Kultureinrichtungen der Stadt
Regensburg oder auf dem Gebiet der Stadt beinhalten. Schüler*innen,
Auszubildende, Studierende und Rentner*innen sollten den Kulturpass kostenlos
erhalten. Auch den bereits existierenden Stadtpass für Menschen mit niedrigem
Einkommen möchten wir auf mehr kulturelle Angebote ausweiten.
Museumspreise:
Um mehr Menschen in Regensburg einen Museumsbesuch zu ermöglichen und um die
städtischen Sammlungen auch für die Stadtgesellschaft weiter zu öffnen, möchten
wir den Eintritt in die Museen der Stadt künftig kostenlos ermöglichen. Das
Folkwang-Museum der Stadt Essen konnte seine Besucher*innenzahlen so deutlich
erhöhen.
Friedliches Miteinander im Nachtleben
Seit Jahrzehnten ist das Nachtleben in der Altstadt geprägt von einem
Zusammenleben von Bewohner*innen, Feiernden und der Gastronomie. Die Stelle
einer*s „Nachbürgermeister*in“, wie sie einige Kommunen bereits erfolgreich
etabliert haben, soll als Ansprechpartner für alle diese Gruppen dienen. Sie
soll Lösungen erarbeiten, die sowohl das berechtigte Ruheinteresse von
Anwohner*innen wahren als auch eine Verdrängung von Feierkultur in der Stadt
verhindern. Wir packen den weiteren Ausbau eines sinnvollen Lärmschutzkonzeptes
an, mit dem an vielen Stellen bereits begonnen wurde – wie mit der Kampagne
„fair feiern“. Im Gegenzug setzen wir uns für die Abschaffung der bisherigen
Sperrzeitenregelung ein. Sie ist bezüglich des Lärmschutzes kontraproduktiv und
führt dazu, dass nachts zur immergleichen Uhrzeit mehrere hundert Menschen
geballt in den engen und lauten Straßen und Gassen der Altstadt unterwegs sind.
4.5 Gedenkkultur
Neben seiner mittelalterlichen Bausubstanz und seiner in die Römerzeit
zurückweisenden Geschichte als bedeutendes Zentrum an der Donau ist auch die
jüngere Vergangenheit nicht spurlos an Regensburg vorübergegangen. Eine
verantwortungsbewusste Geschichtspolitik und Gedenkkultur muss versuchen, die
gesamte Geschichte der Stadt aufzuarbeiten, Ergebnisse daraus breit zu
präsentieren und notwendige Schlüsse zu ziehen.
Wir möchten daher den Empfehlungen des wissenschaftlichen Gedenkkonzeptes für
die Stadt folgen. Die Stadt Regensburg sollte in Zusammenarbeit mit dem Institut
für Geschichte der Universität Regensburg, mit dem Stadtarchiv und weiteren
relevanten Akteur*innen ein Forschungsprogramm zur Aufarbeitung der NS-Zeit in
Regensburg auflegen und hierbei auch die Rolle der Bürger*innen bei der
Enteignung der jüdischen Bevölkerung thematisieren. Wir wünschen uns auch eine
Aufarbeitung der Rolle der Firma Messerschmitt in Regensburg und heute noch
vorhandener Relikte daraus. Die Forschung und die gedenkpolitische Arbeit sollte
neben dem jüdischen Leben und politisch Verfolgten in Regensburg auch weitere
Opfergruppen wie zum Beispiel Sinti und Roma, Homo- und Bisexuelle oder Zeugen
Jehovas stärker in den Fokus nehmen.
Öffentliche Widmungen von Straßen, Plätzen, Gebäuden oder anderen Einrichtungen
sind eine Ehrenbekundung der Stadt und der Stadtgesellschaft gegenüber
verdienten Persönlichkeiten. NS-Verbrecher*innen und Kolonialverbrecher*innen
sowie anderen ähnlich belasteten Personen sollte eine solche Ehre nicht weiter
zu Teil werden.
Projekte:
Benutzer*innenfreundlichere Museen
Für öffentlich zugängliche Informationen über aktuelle Forschungsstände sind vor
allem die Museen zuständig. Wir setzen uns dafür ein, dass die Barrierefreiheit
in städtischen Museen weiter ausgebaut wird. Das Document Neupfarrplatz soll
besucher*innenfreundlichere und regelmäßigere Öffnungszeiten sowie ein neues
museales Konzept erhalten.
Ausbau des Historischen Museums
Das Historische Museum der Stadt Regensburg werden wir im Rahmen seiner
Neukonzeption deutlich ausbauen. Neben einer eigenen Abteilung zur NS-Zeit in
Regensburg, einer Art städtischem NS-Dokuzentrum, möchten wir auch eine eigene
Abteilung für die traditionsreiche deutsch-jüdische Geschichte Regensburgs
einrichten. Dabei soll der Fokus nicht lediglich auf der NS-Zeit, sondern auf
der mindestens tausend Jahre zurückreichenden Geschichte des Judentums in
Regensburg und seiner, auch heute noch existierenden, Sichtbarkeit in der
Stadtgesellschaft liegen.
Historische Schauplätze kennzeichnen
Historisch belastete Orte, nicht nur aus der NS-Zeit, sollten vor Ort kenntlich
gemacht und aufgearbeitet werden. Wir denken hier beispielsweise an die
ehemalige Gestapo-Zentrale am Minoritenweg. Die Kennzeichnung soll öffentlich
einsehbar, qualitativ hochwertig und möglichst barrierearm sein. Sie richtet
sich nicht nur an Tourist*innen, sondern auch an Bewohner*innen, die oftmals ein
großes Interesse daran haben, etwas über die Geschichte ihrer Stadt oder ihrer
Nachbarschaft zu erfahren.